Neueste | Meistgesehene
Neueste | Meistgelesene




Marielli Sfakianaki-Manolidou: Tretet ihnen nicht auf die Schwänze

  586 Wörter 2 Minuten 1.014 × gelesen
2017-02-01 2017-04-24 01.02.2017

Sie tragen so fantasievolle und vieldeutige Namen wie Umstandskrämer, Paris, Touton, Fany, Niniko, Greta, Tristana, Iwan oder Karlotta – und es handelt sich dabei allesamt um zumeist herrenlose Katzen und Hunde, von denen Marielli Sfakianaki-Manolidou in ihrem autobiografischen, von Ingrid Olfs ins Deutsche übersetzte und herausgegebene Buch „Tretet ihnen nicht auf die Schwänze“ erzählt. „Dieses Buch, das mir mein Buchhändler aus Kreta empfahl, hat mich tief beeindruckt.

Eine Griechin, die sich nach ihrem Umzug von Athen aufs Land mit herrenlosen Hunden und Katzen konfrontiert sieht, reagiert spontan und handelt nach dem Motto ,Wer hungert, hat Recht‘. Sie kümmert sich um die Tiere, ohne zunächst das Geringste über deren Natur und Lebensweise zu wissen. Folglich ist jede ihrer Begegnungen mit diesen Tieren ein Urerlebnis, ohne Vorurteile, voller Originalität, Überraschungen, Menschlichkeit und Humor“, begründet die in Bremen lebende Ingrid Olfs, die sich selbst als „alte Griechenland-Freundin“ bezeichnet, ihre Beweggründe, das Buch zu übersetzen und herauszugeben.

Das Haus der Ich-Erzählerin in „Tretet ihnen nicht auf die Schwänze“, die in den Leser oft direkt mit Du anredet, liegt am Rande eines Waldes und „ist das erste Haus, auf das ein streunender Hund trifft und wo er sich gewöhnlich niederzulassen beschließt“, heißt es einleitend. Und weiter heißt es: „Wenn die Gartentür offen steht, geht er meistens hinein. Wenn er sie zufällig geschlossen findet, legt er sich davor und bezieht draußen seine Wohnstatt. Tatsache ist, dass, sobald er die Pforte passiert hat, ich jede Hoffnung aufgeben kann. Er geht nicht mehr weg. Wenn ich ihn mit Wasser bespritze, tut er so, als würde er für immer verschwinden. Und dann, nach kurzer Zeit, sehe ich ihn wieder vor mir. Schwanzwedelnd begrüßt er mich: ,Wie geht es Ihnen? Wie geht es Ihnen?‘ Meistens habe ich ihnen einen besonderen Namen gegeben.“ Zu „Methodios“, „Zimtstange“, „Ruhm des Vaterlandes“, „Kleiner Dünner“, „Zerlumpter“, „Lahmer“, „Einäugiger“, „Bezeckter“ oder „Nimmersatt“, so weitere Bezeichnungen für die Hundegesellschaft, die an der Gartenpforte auftaucht, gesellen sich Hofkatzen sowie ein paar Hühner und ein stolzer Hahn.

Marielli Sfakianaki-Manolidous Erzählungen schildern humoristisch, verständnisvoll und liebevoll die vielfältigen Erfahrungen und Erlebnisse mit den Hunden und Katzen, von denen einige auftauchen und wieder verschwinden, und andere wiederum durch das gesamte Buch begleiten. Die Autorin erteilt Ratschläge etwa über das „Verhalten in gefährlichen Situationen“, gibt persönliche Beobachtungen wider, mutmaßt über den „Einfluss der Farben auf den Charakter“ von Katzen, berichtet über Reaktionen der Nachbarn und der Obrigkeit und gibt damit Einblicke in den Umgang mit Tieren in Griechenland. Seit sie durch die Polizei erfahren musste, dass sie für ein herrenloses Tier, das von ihr auf ihrem Grund und Boden gefüttert wurde, verantwortlich ist und für Schäden, das von ihm angerichtet wird, zur Rechenschaft gezogen werden kann, „serviere ich ihnen das Futter auf der Straße, und ich stelle ihnen auch einen Eimer Wasser in die Ecke“, heißt es im Epilog.

„Tretet ihnen nicht auf die Schwänze“, das erstmals 1988 beim Athener Odysseus-Verlag erschienen ist, ist das erste ins Deutsche übersetzte Buch von Marielli Sfakianaki-Manolidou, einer Komponistin ernster und religiöser Musik. Für die Vertonung des Gedichts „Aufgetaucht“ wurde sie mit dem Angelos-Sikelianos-Preis ausgezeichnet, schreibt Ingrid Olfs, ihre Kinderoper „Die entflammte Köchin“ wurde zum ersten Mal 1989 auf der „Nationalen Lyrischen Bühne“ aufgeführt. Sfakianaki-Manolidous erster Roman „Widerhall“ wurde 1984 von der „Gesellschaft Griechischer Schriftsteller“ ausgezeichnet, so Olfs. Neben einer Fortsetzung von „Tretet ihnen nicht auf die Schwänze“ hat Sfakianaki-Manolidou weiter Erzählbände veröffentlicht.

Marielli Sfakianaki-Manolidou: Tretet ihnen nicht auf die Schwänze.
Übersetzt aus dem Griechischen und herausgegeben von Ingrid Olfs.
112 Seiten. Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN 103-8334-4883-0

1 Bild für das Keyword MarielliSfakianakiSchwaenze gefunden.